Joachim Helfer, geboren am 26.8.1964 in Bonn, aufgewachsen in Schwalbach, einem Vorort von Frankfurt/M. Dort 1984 Abitur. Helfer studierte in Hamburg Anglistik, zu dieser Zeit ausgedehnte Reisen durch Europa, Afrika und die USA. Er lebt seit Herbst 2001 als freier Schriftsteller in Berlin.
* 26. August 1964
von Bernhard Viel
Essay
Joachim Helfers Debüt „Du Idiot“ von 1994 erregte, so mutig es war, bei der Kritik wenig Aufmerksamkeit. Die wenigen aber, die den unbekannten Autor beachteten, applaudierten: „Ein Talent!“. Dem Autor war es gelungen, die realistische europäische Erzähltradition in Darstellungsmuster einzubinden, die dem Net- und Zap-Zeitalter Rechnung tragen. Helfers konventionell anmutendes Grundthema, die Suche nach Identität, begründet einen beherzten Rückgriff auf das Erzählmodell des klassischen „Quester“-Romans. Zudem kämpft er mit langen Satzperioden, präzis verschachtelter Tektonik und zunächst verwirrender Erinnerungsstruktur gegen die progressive Bagatellisierung des Textbegriffs an.
Fraglos gibt Joachim Helfers Prosa ein ästhetisches Programm preis, das gegen die Gesetze marktgängiger Leseware verstößt. Zu Recht bemerkte ein aufmerksamer Kritiker, Helfer schreibe Johnsons „Mutmaßprosa“ fort: indem er Figuren und Welt durch ausgeklügelte Distanzierungsverfahren in eine diffuse „Als-ob“-Position stelle. Zudem hat der Autor seine Texte mit einer teilweise identischen Personnage, mit Vor- und Rückverweisen und stimmigen Perspektivenwechseln so verzahnt und die Wirklichkeit ...